07.09.2019

 

Ich habe immer mehr das Gefühl, die Zeit zerrinnt wie Sand zwischen meinen Fingern. Seit meinem letzten Update ist bereits wieder über ein Jahr vergangen.

 

Gerade ist es noch Montag und dann steht schon wieder das Wochenende vor der Tür. Das Wochenende vergeht noch schneller. Letzthin habe ich gelesen, je älter man wird, um so schneller vergeht die Zeit. Das käme daher, dass man nicht mehr viel Neues erlebe. Bei mir ist in letzter Zeit fast jeder Tag wie der andere. Aber mit Neuem hab ich eh Probleme. Alles Neue macht mir Angst und stresst mich.

  

Ich finde mich immer mehr damit ab, dass ich alleine bleiben werde. Das ist wahrscheinlich besser für mich. So muss ich nicht immer gegen das Altern und meine mit zunehmendem Alter immer auffälliger werdenden Makel ankämpfen um einem Mann zu gefallen, und alleine wohnen ist sowieso einfacher. Man kann tun und lassen, was und wann man will. Vor allem ist man ausgeglichener, wenn einen das Schnarchen des Partners nicht ständig vom Schlaf abhält.

 

Natürlich hat man dann eben kaum Unterstützung im Alltag, aber ich habe wenigstens meine Kinder und meine Geschwister, die bisher immer da waren, wenn Not am Mann war.

 

Meine Mutter ist inzwischen 86 Jahre alt und wird immer schwächer. Ich bin froh, dass mein Bruder sich weitestgehend um sie kümmert. Sie hat ja Wohnrecht in unserem Elternhaus, das sie ihm geschenkt hat und wo er auch mit seiner Familie wohnt. Vor allem mit meiner Schwägerin versteht sie sich gar nicht und die lässt sie das auch spüren. Aber eigentlich lästert Mama an fast jedem herum. Ich hoffe, sie schieben sie nicht noch irgendwann in ein Altenheim ab, denn es wäre sicher ihr Ende, nicht mehr kochen, waschen, und an ihren Blümchen im Garten herumrupfen zu können.

 

 

Ich habe mir Ende Januar das Knie verdreht. Der Orthopäde, bei dem ich humpelnd ankam, stellte erst nichts fest und beleidigte mich auch noch ziemlich fies, wohl weil ich in einer Behindertenwerkstätte arbeite. Er wusste das, weil es erst mal als Arbeitswegeunfall lief. Ich kam mir vor wie ein Simulant. Erst als ich einen anderen Arzt in der Praxis aufsuchte, wurde ich zum MRT geschickt, wo herauskam, dass ich einen Meniskusriss hatte.

 

Ich hatte fürchterliche Angst vor einer OP, vor allem eben wieder wegen den ganzen Umständen, die das für meine Familie bedeuten würde. Ich bekam Physio und eine Manschette, aber es half nichts. Jeder Schritt tat furchtbar weh und ich war die ganze Zeit krank geschrieben. Das Knie fühlte sich an, als wäre es durch den Fleischwolf gedreht. Anfang April ließ ich mich dann doch operieren. Es wurde neben dem Meniskusriss noch Arthrose an der Kniescheibe festgestellt, ein Fettkörper verkleinert und irgendwie etwas denerviert.

 

Die Physio hinterher machte es aber eher schlimmer als besser. Insgesamt war ich vier Monate krank geschrieben und bekam nach sechs Wochen nicht mal Krankengeld für die Arbeit in der WfbM, weil ich ja Erwerbsminderungsrente erhalte. Noch jetzt im September hab ich Schmerzen, die zwar schwächer sind, aber eben immer noch spürbar. Manchmal schlimmer, manchmal besser. Deshalb vermeide ich es meist, längere Strecken zu gehen, was nicht sehr gesund sein kann. Hab einfach zu wenig Bewegung. Ich habe mir einen Fahrradergometer gekauft, den ich Morgens und Abends regelmäßig nutze. Hinterher ist es meistens eine Weile ganz gut.

 

Ich war jetzt noch mal bei einer anderen Orthopädin und bekomme nächsten Montag ein erneutes MRT. Bin gespannt, was dabei herauskommt. Hoffentlich brauche ich nicht noch eine Arthroskopie.

 

Was die Neuroleptika angeht, möchte mich mein neuer Psychiater jetzt unbedingt auf ein anderes Medikament umstellen. Er hat mir Ziprasidon verordnet, mit der Begründung, dass das Amisulprid Osteoporose auslösen kann. Fix wie ich inzwischen bei so etwas geworden bin, ließ ich mir aber gleich von ihm eine Überweisung zu einer Knochendichtemessung ausstellen, wo herauskam, dass ich sehr gute Werte habe. Ich werde ihm also sagen, dass ich das Zeug nicht einnehme, denn es macht müde, ist noch stärker kardiotoxisch als mein jetziges Medikament, und erhöht zudem ebenfalls den Prolaktinspiegel.

 

 

Ich bin ziemlich sicher, dass ich mit diesem Medikament nicht mehr länger stabil wäre, denn es wirkt auf andere Andockstellen der Synapsen im Gehirn und andere Medikamente haben bisher nie besonders gut geholfen. Mein jetziges Leben will ich nicht aufs Spiel setzen und würde es auf Dauer nicht verkraften, morgens kaum aus dem Bett zu kommen. Ich hab ja unter der Woche eh höchstens sieben Stunden Schlaf Nachts, da ich schon um fünf Uhr aufstehe. Ich möchte auch noch etwas vom Abend haben.

 

 

 

 

PS vom 09.09.2019:

 

 

Der Radiologe beim MRT erklärte mir, dass an der Stelle der Meniskusresektion fast kein Knorpel mehr zu sehen ist und ich dort eine Arthrose entwickle. Außerdem habe ich ein Knochenmarködem, das ständig Flüssigkeit ins Knie abgibt. Am 18.09.2019 habe ich einen Termin bei meiner neuen Orthopädin, wo die weitere Therapie besprochen wird.