17.08.2021

Inzwischen sind alle in meinem Umfeld vollständig gegen Corona geimpft. Leider kann es vorkommen, dass man trotzdem erkrankt. Normalerweise erleidet man dann aber keinen so schweren Verlauf.

 

Seit gestern gilt in Baden-Württemberg, nicht mehr die Inzidenzen sind maßgeblich dafür, wo man hingehen kann, sondern ob man Geimpft, Genesen oder Getestet ist. In ganz Deutschland soll das ab Mitte Oktober gelten.

 

Wenn ich nun in ein Restaurant, eine Klinik oder Altenheim, oder eine Veranstaltung in geschlossenen Räumen möchte, muss ich meine Impfbescheinigung vorzeigen. Ungeimpfte, die in den letzten sechs Monaten kein Corona hatten, müssen für solche Veranstaltungen einen PCR-Test vorweisen, der noch keine 24 Stunden alt ist. Ab Mitte Oktober werden diese Tests nicht mehr kostenlos sein. So sollen möglichst viele dazu gedrängt werden, sich impfen zu lassen, da die Impfquote in den letzten Wochen stagnierte, obwohl nun genügend Impfstoff vorhanden ist.

 

Inzwischen können sich auch Kinder ab 12 Jahren impfen lassen. Auch soll es wohl eine Nachimpfung ab dem 8. Monat nach der zweiten Impfung geben. Mindestens 80% der Bevölkerung muss geimpft sein, damit Herdenimmunität besteht und somit möglichst wenige Menschen schwer erkranken.

 

Vor sechs Wochen musste ich mich wieder einmal wegen psychotischen Symptomen krank schreiben lassen. Es gab dazu eine Vorgeschichte:

 

...Eifersucht ist schrecklich...! :´-(

 

Ich konnte mir kaum noch das Weinen verkneifen, so sehr schwatzen mich die Stimmen zu. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Kollegen und die Gruppenleiter etwas gemerkt hätten, über mich redeten und kuriose Bemerkungen machten, um mich vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schon eine Woche vorher hatte ich mein Medikament von 400 auf 600 mg erhöht, was aber nicht viel half. Ich war total eifersüchtig auf eine neue Kollegin, weil sie sich anscheinend für einen Kollegen interessierte, in den ich mich schon Jahrelang heimlich verguckt hatte.

 

Als dann meine Gruppenleiterin die komische Bemerkung machte "Das ist nur ein Test für den Kerl!", wo es zwar wahrscheinlich um die Probearbeit ging, die ich gerade machte, ich aber nicht sicher war, weil man einen Kunden normalerweise ja nicht als "Kerl" bezeichnet, war es dann so weit, dass ich nicht mehr konnte. Ich wollte aber vor den Kollegen nicht die Fassung verlieren. Ich machte einen Nottermin bei meinem Psychiater aus und schrieb ihm morgens bevor ich hinging auf drei Seiten die Problematik auf.

 

Zudem war ein Mensch in meinem Umfeld wieder aufdringlich geworden, was ich ebenfalls aufschrieb. Als ich einmal Samstagabends zu einem Essen mit vier Kolleg*innen verabredet war, wartete er mit einem Stock wie man ihn aus dem Kampfsport kennt und machte die blöde Bemerkung, "Ach, gehen Sie mal wieder "einkaufen"?", als ich gehen wollte. Das hatte mir den ganzen Abend verdorben. Es klang so, als ob ich auf den Strich gehen würde. Ich hatte nichts zu ihm gesagt, sondern war einfach gegangen.

 

Jedenfalls saß ich vor dem Arzt wie das heulende Elend. Ich konnte kaum noch aus den Augen schauen. Er schrieb mich dann zweimal hintereinander eine Woche krank und ich erhöhte auf eigenen Wunsch mein Medikament noch mal um 200 auf 800 mg. Natürlich ging es mir nach dieser Zeit nicht viel besser. Auch die Stimmen wurden nicht besser. Im Gegenteil! Das mit der Heulerei ließ zwar ein wenig nach, aber nun bekam ich durch die Dosiserhöhung auch noch Kreislaufbeschwerden. Als ich meiner Vermieterin helfen wollte, den Gartenzaun zu streichen, klappte ich fast zusammen. Ich machte wieder einen Nottermin aus und wurde unter der Prämisse, nur noch 600 mg einzunehmen, noch mal drei Wochen krank geschrieben. Die Stimmen verschwanden fast vollends, aber ich habe seither unter Stress so ein leichtes Zittern im Unterkiefer und der Zunge (Dyskinesie?), und der Kreislauf ist trotzdem nicht in Ordnung. Außerdem habe ich durch die Medikamentenwirkung zu überhaupt nichts mehr Lust. Ich fühle mich zu Hause teilweise  wie in Einzelhaft.

 

Knapp vor Ende dieser drei Wochen begann Samstag vor zwei Wochen unser Betriebsurlaub. Ich ging noch mal zum Arzt, ließ mich aber nicht mehr krank schreiben. Nun muss ich nächsten Montag wieder arbeiten. Die Stimmen sind nahezu weg, ich muss nicht mehr weinen und konnte mich langsam von der Situation distanzieren. Einigermaßen habe ich mich stabilisiert. Ich habe nur Angst, dass alles wieder akut wird, so bald ich wieder mit den anderen zusammenarbeite. Ich habe schon ernsthaft überlegt, die Arbeitsgruppe zu wechseln, oder die Werkstätte ganz zu verlassen, aber welche Alternative hätte ich dann?

 

Früher hatten wir außer unseren Arbeitsplätzen einen Besprechungstisch, wo wir zusammen unsere Pausen verbringen, und dann miteinander reden konnten. Jetzt gibt es nur noch die streng getrennten Arbeitsplätze und ich habe zu Hause kaum jemanden zum reden. Corona nimmt schon wieder an Fahrt auf, sodass sich die strikten Anordnungen wohl in der nächsten Zeit nicht auflösen werden. Die nächste Welle droht schon!

 

PS:

 

Die Situation wurde dann schnell wieder gut, als ich wieder arbeitete. Die Kollegen nahmen mich freundlich auf und es bestand anscheinend auch nicht wirklich Grund zur Eifersucht. In der Zeit, wo ich weg war, hätten die Beiden jede Möglichkeit gehabt, sich näher zu kommen. Dem Kollegen hatte ich während meiner Krankschreibung gesagt, dass ich wegen meiner Eifersucht krank war. Die Stimmen kamen nicht wieder.